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Ich habe Bryan Adams geschreddert

Oliver Bukowski
ICH HABE BRYAN ADAMS GESCHREDDERT
Komödie.
Premiere | Donnerstag, 7. April 2016 | 20 Uhr
Vorstellungsdauer | 1h 35 Min.

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Was macht man als guter Chef, wenn betriebsbedingte Kündigungen anstehen und das Team sich um die eigene Zukunft sorgt? Eine Grillparty im eigenen Garten! Das schafft Zusammenhalt. Es ist schließlich auch nicht leicht für den stellvertretenden Filialleiter Frank Peukert, sich entscheiden zu müssen, wer gehen soll. Immerhin sitzen alle in einem Boot, und so wird der Gefeuerte gleich miteingeladen. Seine Frau Tanja stellt Salate bereit, mit Kollege Patrick wird über das neue Notstromaggregat gefachsimpelt, die Damen testen alkoholstarke Cocktails und Mitarbeiterin Paula führt ihren neuen Lover, den Fluglotsen, vor. Wäre da nur nicht der spätpubertierende Sohn Jannik, der seine provokanten Auftritte genießt und der Gesellschaft mit seiner Kritik an dieser scheinbar verlogenen heilen Arbeitswelt einheizt. Und so kommen, je später der Abend, unter der Sorge, der geschasste Kollege Christopher könnte doch noch auftauchen, all die bitteren Wahrheiten und egoistischen Spielchen auf den Grillteller. Und wer einst den Revoluzzer Bryan Adams und sein "Summer of 69" hörte, sieht sich längst auf der anderen Seite in der Saurierwelt der Karriereversessenen.

Ein verbales Gemetzel, das die Unzulänglichkeiten der modernen Arbeitswelt mit bissigem Humor auf den Punkt bringt.

Oliver Bukowski, Jahrgang 1961, ist ein vielfach prämierter Dramatiker, Philosoph und Sozialpsychologe. Er erhielt unter anderem den Gerhart-Hauptmann-Preis, den Deutschen Jugendtheaterpreis, den Mülheimer Dramatikerpreis und war 2001 für den Grimmepreis nominiert. Intendant Meinhard Zanger brachte mit dem Ensemble 2013 die Uraufführung seines Stücks WER IST DIE WAFFE, WO IST DER FEIND in Kooperation mit den Ruhrfestspielen in Recklinghausen heraus. Regisseur Olaf Strieb ist Intendant der Landesbühne Niedersachsen Nord Wilhelmshaven und inszeniert zum ersten Mal in Münster.


Inszenierung | Olaf Strieb

Ausstattung | Darko Petrovic

Mitwirkende |
Monika Hess-Zanger [Tanja Peukert]Jürgen Lorenzen [Frank Peukert] | Luan Gummich [ Jannik, ihr Sohn] Hannah Sieh [Simone Lange]Sven Heiß [Patrick Lange]Alice Zikeli [Paula Röder] | Florian Bender [Sascha] | NN [Christopher] |


ICH HABE BRYAN ADAMS GESCHREDDERT ist auch als ebook erschienen. Weitere Hinweise.



PRESSESTIMMEN

Das ist vertrautes Borchert-Terrain. An diesem fidelen Theater-Abend werden Yasmina Reza-Figuren auf Reihenhaus-Niveau gestutzt, da macht Pinters „Party Time“ Bekanntschaft mit linken Leitartikeln, da wird (laut Regisseur Olaf Strieb) gar auf einen „pervertierten Godot“ gewartet. Das Publikum war [...] zu Recht begeistert.

Die Charaktere sind genau gezeichnet, ohne zu stark ins Klischee zu driften, die Dialoge auf den Punkt geschrieben. Jedes Stück ist nur so gut, wie es gespielt wird – mit diesem entfesselten Ensemble, das zwischen Bowle und Bryan-Adams-Song, zwischen Grillkohle und Rasensprenger immer mehr die Fassung verliert, durfte jeder Autor zufrieden sein.

Publikumsliebling ist Hannah Sieh als Schnapsdrossel, deren Pointenpegel analog zum Alkoholpegel steigt. [...] Im Hintergrund lächelt der Garten-Buddha. Weiß er wohl, ob diese Mittelstands-Puffer zwischen Arm und Reich die richtigen Werte leben? Sie selber wissen es nicht. Kein Wunder, dass Rock-Barde Adams und seine Musik, mit der das Party-Volk die gute Laune pusht, symbolisch im Gartenhäcksler landen. Wie so mancher Lebenstraum.
[Westfälische Nachrichten, 09.04.2016]

Betriebsbedingte Kündigung. Einen musste es treffen – und es traf Christopher. Gott sei Dank nicht mich steht in den Gesichtern der Protagonisten geschrieben, die sich auf der Grillparty des Chefs in den Liegestühlen lümmeln. [...] Im Borchert Theater ist für das sozialkritische Stück des deutschen Dramatikers, Philosophen und Sozialpsychologen ein Riesen-Buddha aufgebaut, der auf die nervöse Truppe herabzulächeln scheint, die doch so gerne unbeschwert feiern würde.

Dass das nicht geschieht, dafür sorgt nicht nur der Geist des geschassten Kollegen, sondern eine weitere Nervensäge: Jannik (Luan Gummich), spätpubertierender Sohn von Tanja, die Monika Hess-Zanger als in asiatisches Outfit gekleidete, selbstverliebte Hausherrin spielt. Jannik provoziert mit zynischen Bemerkungen. [...] Dem Premierenpublikum gefiel am Donnerstagabend eindeutig Hannah Sieh. Als Simone, deren Alkoholproblem immer offener zutage tritt, räkelt sie sich herrlich trunken in ihrem Liegekissen auf der mit Kunstrasen belegten Bühnenschräge. Sie löffelt die Bowle aus dem Glas und hat trotzdem geistreiches zu bieten. Witzig ist auch Hawaii-Hemd-Träger Jürgen Lorenzen, der Chef vom Ganzen, der wie fast alle bereit ist, das Tuch des Schweigens über die scheinheilige Arbeitswelt zu legen.

Bryan Adams‘ Revoluzzersong vom „Summer of 69“ gibt der Party den richtige Schwung, bis zu dem Punkt, an dem wie so oft ein paar Wahrheiten auf den Tisch kommen und sich das ach so gute Betriebsklima als flüchtig erweist.
[Die Glocke, 09.04.2016]